Samstag, 24.09.2011
webmaster 25. September 2011
Die Schere geht immer weiter auseinander – die Bauten in Mwanza nehmen weiterhin zu, die letzten 5 Monate wurden wieder tolle Hotels und Business-Gebäude aus dem Boden gestampft, die Preise für Lebensmittel steigen immens – und auf der Kehrseite befindet sich eine zunehmende Armut und Menschen, die unter (fast schon) unwürdigen Bedingungen leben und sich kaum mehr Essen leisten können. Das Stadtbild in Mwanza ist beobachtungswürdig, wie es sich gestern mittag für mich zeigte, als ich eine Stunde zu früh am Gold-Crest-Hotel in der Innenstadt auf meinen Lehrer James wartete. Gerade war ich von einem Homevisit zurückgekommen: Ich besuchte die Familie von Flora (27), die die nächsten Wochen meine Wäsche und mein Zimmer für einen geringen Monatslohn von 30,-€ machen wird. Sie hat einen 4 Jahre alten Sohn und ein 3 Monate altes Baby – der Erzeuger der Kinder, ein Moslem, lebt im Landesinneren, und verkehrt mit vielen weiteren Frauen, während sie hier mit ihrer Mutter, einen jüngeren Schwester und zwei weiteren Kindern in einem Zimmer campiert. Das Zimmer war wesentlich kleiner als meine Toilette in Deutschland und knalleheiss, es stand nur ein Bett darin und an der Wand das gesamte Hab und Gut aufgestapelt. Die Mutter von Flora möchte ich jetzt mit einem „Charcoal-Business“ unterstützen, damit sie einen Lebensunterhalt verdienen kann.
Zurück in der Stadt – in Gedanken noch in diesem „Loch“ – beobachtete ich das Treiben in Mwanza-City. Da kam z.B. ein ganz wichtiger Mann in einem riesen Auto der „East-African-Community“ mit wehenden Flaggen angefahren und checkte wichtigst in das Hotel ein, in dem ich später mit James ein Soda trank. Eine Frau mit ihren Bananen auf dem Kopf brauchte wohl von einem „Mobilen-Fotodienst“ ein paar Passfotos. So zog sie mitten auf dem Gehweg eine weisse Bluse aus dem Plastiksack und zog diese über, legte ihre Bananenschüssel nieder, während der „Fotograf“ seine Digicam zückte. Sein Assistent breitete währenddessen ein türkis-farbenes Bettlacken auf und hielt dieses hinter der Frau hoch und so wurden die Fotos schnell geschossen…
In dem kleinen Roundabout an der Strassenecke stauten sich meterlange Autos, die wildhupend in der Mittagssonne anzustehen hatten, während sich ein junger Mann mit einem Ziehwagen beladen mit Hühner versuchte, einen Weg durchzubahnen…
Selbst James fiel das später auf, als wir nach einem langen Gespräch das Hotel verliessen, in dem nur Inder und Weiße verkehrten. Er meinte, er hatte für einige Zeit das Gefühl, in einer ganz anderen Welt zu sein!
Wieder zurück in der anderen Welt führte mich mein heutiger Homevisit zu Neema – einem 8jährigen Mädchen, das eine körperliche Behinderung hat und nur mit einem Arm zur Welt kam. Ich kündigte mich bei ihrem Onkel Pascal an, der sich seit dem Tod der Eltern um das Mädchen kümmert. Sie geht in die 1. Klasse und das auch nur, weil sie eine Sponsorin aus Würzburg hat – der Onkel würde sonst niemals das Geld für ein behindertes Kind investieren. Freundlich wurde ich von einer jungen Frau in meinem Alter begrüßt und als ich fragte, wer diese Dame sei, meinte er, dies sei seine Ehefrau. Ich kuckte etwas irritiert – Pascal ist schließlich schon 63 Jahre – seine Frau gerade 32 Jahre. Das Haus, in dem sie leben, war sehr spartanisch, ein durchgesessener Sessel und zwei Plastikstühle um einen klapprigen Holztisch. Dennoch hatten wir viel Freude – ich hatte viele Spiele aus Deutschland dabei. So bauten wir ein Holzauto und Neema bemalte es, alle Kids bekamen ein paar Stifte und Spielsachen, wir spielten Domino und Ball – ich glaube, die Kids hatten Freude!
Weitere School-Visits hatte ich bei Jackson, der nun die Form IV beendet und von seinem Head-Master ausgiebigst gelobt wurde, weil er ein sehr guter Schüler ist. Nur etwas dünn, meinte er. Ja, Jackson sah schon recht abgemagert aus, seine Mutter hat Aids und sein Vater ist bereits daran gestorben, ich bin am Überlegen, ob er wirklich gesund ist…
Matthias, ein weiterer Secondary-Schüler, der bei seinem Onkel (38) lebt, der schon mehrfacher Opa ist, hat leider einige Probleme in der Schule, gerade in Englisch und Mathematik – und wir müssen schauen, dass er die Schule irgendwie packt…
So, als nächstes stehen weitere Stühle für die Lepra-Kranken in Bukumbi in der Planung und eine Lecture am College nächste Woche, auf die ich mich jetzt vorbereiten werde!
Ein wunderschönes Wochenende und liebe Grüße aus Mwanza
Steffie
webmaster 25. September 2011
Die Schere geht immer weiter auseinander – die Bauten in Mwanza nehmen weiterhin zu, die letzten 5 Monate wurden wieder tolle Hotels und Business-Gebäude aus dem Boden gestampft, die Preise für Lebensmittel steigen immens – und auf der Kehrseite befindet sich eine zunehmende Armut und Menschen, die unter (fast schon) unwürdigen Bedingungen leben und sich kaum mehr Essen leisten können. Das Stadtbild in Mwanza ist beobachtungswürdig, wie es sich gestern mittag für mich zeigte, als ich eine Stunde zu früh am Gold-Crest-Hotel in der Innenstadt auf meinen Lehrer James wartete. Gerade war ich von einem Homevisit zurückgekommen: Ich besuchte die Familie von Flora (27), die die nächsten Wochen meine Wäsche und mein Zimmer für einen geringen Monatslohn von 30,-€ machen wird. Sie hat einen 4 Jahre alten Sohn und ein 3 Monate altes Baby – der Erzeuger der Kinder, ein Moslem, lebt im Landesinneren, und verkehrt mit vielen weiteren Frauen, während sie hier mit ihrer Mutter, einen jüngeren Schwester und zwei weiteren Kindern in einem Zimmer campiert. Das Zimmer war wesentlich kleiner als meine Toilette in Deutschland und knalleheiss, es stand nur ein Bett darin und an der Wand das gesamte Hab und Gut aufgestapelt. Die Mutter von Flora möchte ich jetzt mit einem „Charcoal-Business“ unterstützen, damit sie einen Lebensunterhalt verdienen kann.
Zurück in der Stadt – in Gedanken noch in diesem „Loch“ – beobachtete ich das Treiben in Mwanza-City. Da kam z.B. ein ganz wichtiger Mann in einem riesen Auto der „East-African-Community“ mit wehenden Flaggen angefahren und checkte wichtigst in das Hotel ein, in dem ich später mit James ein Soda trank. Eine Frau mit ihren Bananen auf dem Kopf brauchte wohl von einem „Mobilen-Fotodienst“ ein paar Passfotos. So zog sie mitten auf dem Gehweg eine weisse Bluse aus dem Plastiksack und zog diese über, legte ihre Bananenschüssel nieder, während der „Fotograf“ seine Digicam zückte. Sein Assistent breitete währenddessen ein türkis-farbenes Bettlacken auf und hielt dieses hinter der Frau hoch und so wurden die Fotos schnell geschossen…
In dem kleinen Roundabout an der Strassenecke stauten sich meterlange Autos, die wildhupend in der Mittagssonne anzustehen hatten, während sich ein junger Mann mit einem Ziehwagen beladen mit Hühner versuchte, einen Weg durchzubahnen…
Selbst James fiel das später auf, als wir nach einem langen Gespräch das Hotel verliessen, in dem nur Inder und Weiße verkehrten. Er meinte, er hatte für einige Zeit das Gefühl, in einer ganz anderen Welt zu sein!
Wieder zurück in der anderen Welt führte mich mein heutiger Homevisit zu Neema – einem 8jährigen Mädchen, das eine körperliche Behinderung hat und nur mit einem Arm zur Welt kam. Ich kündigte mich bei ihrem Onkel Pascal an, der sich seit dem Tod der Eltern um das Mädchen kümmert. Sie geht in die 1. Klasse und das auch nur, weil sie eine Sponsorin aus Würzburg hat – der Onkel würde sonst niemals das Geld für ein behindertes Kind investieren. Freundlich wurde ich von einer jungen Frau in meinem Alter begrüßt und als ich fragte, wer diese Dame sei, meinte er, dies sei seine Ehefrau. Ich kuckte etwas irritiert – Pascal ist schließlich schon 63 Jahre – seine Frau gerade 32 Jahre. Das Haus, in dem sie leben, war sehr spartanisch, ein durchgesessener Sessel und zwei Plastikstühle um einen klapprigen Holztisch. Dennoch hatten wir viel Freude – ich hatte viele Spiele aus Deutschland dabei. So bauten wir ein Holzauto und Neema bemalte es, alle Kids bekamen ein paar Stifte und Spielsachen, wir spielten Domino und Ball – ich glaube, die Kids hatten Freude!
Weitere School-Visits hatte ich bei Jackson, der nun die Form IV beendet und von seinem Head-Master ausgiebigst gelobt wurde, weil er ein sehr guter Schüler ist. Nur etwas dünn, meinte er. Ja, Jackson sah schon recht abgemagert aus, seine Mutter hat Aids und sein Vater ist bereits daran gestorben, ich bin am Überlegen, ob er wirklich gesund ist…
Matthias, ein weiterer Secondary-Schüler, der bei seinem Onkel (38) lebt, der schon mehrfacher Opa ist, hat leider einige Probleme in der Schule, gerade in Englisch und Mathematik – und wir müssen schauen, dass er die Schule irgendwie packt…
So, als nächstes stehen weitere Stühle für die Lepra-Kranken in Bukumbi in der Planung und eine Lecture am College nächste Woche, auf die ich mich jetzt vorbereiten werde!
Ein wunderschönes Wochenende und liebe Grüße aus Mwanza
Steffie