Donnerstag, der 7. Mai 2010 … Zum Thema « Sozialverhalten » und wie muss ich das verstehen ?
webmaster 7. Mai 2010
Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, wurde mir immer ein Bild von den Afrikanern vermittelt, das besagt, wie lebensfroh und sozial die Menschen doch sind, wie stark der Zusammenhalt der Familienbande etc. Und das dann auch noch trotz der Armut? – Gut, auf die moechte ich heute gar nicht naeher eingehen, sondern drei Beispiele beschreiben, die ich doch sehr interessant finde.
Das eine fand gerade gestern statt, als ich im Teachers-College eine Musikstunde hielt. Ich darf nun den Studenten das Notenlesen beibringen (fraglich natuerlich wie effektiv das letztendlich ist – aber auch das lasse ich mal aussen vor!) und verbrachte schon laengere Zeit mit dem Malen des Violinschluessels bzw. dem mehrmaligen Erklaeren, warum und fuer was man Notenlesen braucht! In zahlreich fragend dreinschauende Gesichter blickte ich dann dann beim Unterschied von ganzen, halben und Viertel-Noten, aber letztendlich fanden sie es dann doch sehr witzig, die Noten zu klatschen –wenigstens etwas! Natuerlich hatte ich allen – toll vorbereitet – verschiedene Zettel kopiert und liess diese dann durch die Reihen gehen. So, nun meldete sich ein junger Mann, er habe kein Papier bekommen! Ich meinte, ich habe fuer alle 42 Studenten kopiert – so wo ist der Zettel? – Schweigende Gesichter kuckten mich an! – Nocheinmal: Entschuldigung – hat jemand von euch 2 Zettel? – Ah – ploetzlich meldet sich zoegerlich ein Student und haelt mir den Zettel hin. – Ich: Sorry, aber ich brauche ihn nicht, gib ihm doch bitte deinem Nachbar! … – Gute 10 Minuten spaeter, das gleiche Spiel nochmal , dismal hatten 3 Studenten kein Blatt und die sassen dann auch noch 2 Reihen weiter. Diesmal sagte ich dem jungen Herren, ob es machbar waere, vielleicht aufzustehen und seinen Kollegen die Blaetter zu geben – damit war er jedoch ueberfordert und ich ging und verteilte die Zettel selber! – Wow, wie kompliziert!
Aber das war ja nur die Anfangsstory. Die naechste fand letzte Woche statt. Jeden Donnerstag gehen wir abends in die Messe nach Ilemele zu den Franciscans, zu unserem italienischen Father Oscar!Hier arbeiten auch vier kenianische Schwestern, die gelegentlich mitkommen. Als wir so mit dem Auto zu den Padres fuhren, sahen wir Sr.Christine durch das Gebuesch entlanglaufen (kurz vor dem Ziel natuerlich) und Sr. Denise fragte, warum sie nichts gesagt habe. Daraufhin meinte Christine, sie habe ihrer Mitschwestern, die hier im Center arbeitet, eine SMS geschrieben, sie solle Sr. Denise bitte ausrichten, dass sie mit in die Kirche gehe, woraufhin die freundliche Mitschwester antwortete, sie solle Sr. Denise selber anrufen. Nur hatte Christine dann leider kein Geld mehr auf dem Handy und ist zu Fuss gelaufen. Das witzige war dann schon, dass die andere Schwester wirklich hier im Buero bei Sr. Denise sass und sich mit ihr unterhalten hat… Und nun das Highlight, das letzten Sonntag stattfand: Sr. Denise hatte die tolle Idee, mit den Girls aus dem Hostel und den Boarding-Schuelern einen Ausflug zum Dancing-Stone nach Bwiru zu machen. Magdalena eine ehem. Schuelerin wusste angeblich den Weg und erklaerte sich bereit, uns zu fuehren. So trafen wir uns am Bwiru-Corner und Sr. Denise fuhr noch mit dem Auto bis zum Ende der Strasse, wo wir dann mit ca. 50 Leuten starteten. Masele, der junge Mann mit Polio kam auch mit seinen Kruecken mit und natuerlich dauerte es mit ihm ein wenig laenger. Kurze Zeit spaeter war die Gruppe schon sehr weit auseinandergerissen und Felix, Jonas ( 2 Volunteers aus Wuerzburg), Veronika ( Volunteer aus Wien), ein paar Jungs und ich bildeten mit Masele das absolute Schlusslicht. Zwischenzeitlich ging es durch ewig Gestruepp, aber Masele kaempfte sich echt tapfer hindurch und wir machten immer wieder kleine Foto-und Trink-Pausen. Inzwischen hatten wir die Anfangsgruppe schon komplett verloren und trafen irgendwann kurz vor einem steinigen Anstieg Sr. Denise mit einer weiteren Kleingruppe. Ab da konnte Masele nicht mehr mit, da es steil felsig hochging und wir uns letztendlich an einem Zaun entlanghangelten (auch da gibt es witzige Fotos von Sr. Denise und mir!) quer durch Buesche und Felsen! Immer wieder fragten wir einige Anwohner, ob eine Gruppe mit mehreren Leuten vorbei kam und wo den unser “Dancing Stone” sei? Um das ganze nun auch abzukuerzen, erreichten wir nach gut 1,5 Stunden wieder das geparkte Auto, den Dancing Stone haben wir nicht gesehen, da wir von Anfang an links statt rechts haetten laufen sollen, die Gruppe, abgesehen von 15 Restleuten war inclusive Magdalena verschwunden und wir mussten den Weg wieder zurueck, um Masele abzuholen – inzwischen hat uebrigens ein gutes Gewitter angefangen!
è Das war unser toller sonntaeglicher Gruppenausflug!
Wenn ich ehrlich bin, weiss ich bis jetzt nicht, welche Gedanken in Magdalena vorgingen, warum sie sich ausgab, den Weg zu kennen, warum sie mit den anderen einfach davonlief, warum sie zum Schluss nicht gewartet hat bzw. warum sie zwischenzeitlich nie auf uns gewartet hat, warum sie bestaetigte, der Weg sei fuer Masele kein Problem zu gehen etc.
Und um auf die anderen beiden Situationen zu kommen: Warum kann ich nicht die Information fuer eine Mitschwester weitergeben? Warum kann ich nicht aufstehen und einem Kollegen ein Papier geben? – Ja, Fragen ueber Fragen, vielleicht denke ich auch zu kompliziert – aber ich glaube unsere Denkweisen sind einfach wirklich sehr unterschiedlich… Aber nun mache ich mir darueber keine weiteren Gedanken, da mein netter Kollege gerade unterrichten ist, und ich nun die Dagaa-Frau bezahlen muss!
Einen wunderschoenen Donnerstag und bewoelkte Gruesse aus Mwanza Steffie
webmaster 7. Mai 2010
Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, wurde mir immer ein Bild von den Afrikanern vermittelt, das besagt, wie lebensfroh und sozial die Menschen doch sind, wie stark der Zusammenhalt der Familienbande etc. Und das dann auch noch trotz der Armut? – Gut, auf die moechte ich heute gar nicht naeher eingehen, sondern drei Beispiele beschreiben, die ich doch sehr interessant finde.
Das eine fand gerade gestern statt, als ich im Teachers-College eine Musikstunde hielt. Ich darf nun den Studenten das Notenlesen beibringen (fraglich natuerlich wie effektiv das letztendlich ist – aber auch das lasse ich mal aussen vor!) und verbrachte schon laengere Zeit mit dem Malen des Violinschluessels bzw. dem mehrmaligen Erklaeren, warum und fuer was man Notenlesen braucht! In zahlreich fragend dreinschauende Gesichter blickte ich dann dann beim Unterschied von ganzen, halben und Viertel-Noten, aber letztendlich fanden sie es dann doch sehr witzig, die Noten zu klatschen –wenigstens etwas! Natuerlich hatte ich allen – toll vorbereitet – verschiedene Zettel kopiert und liess diese dann durch die Reihen gehen. So, nun meldete sich ein junger Mann, er habe kein Papier bekommen! Ich meinte, ich habe fuer alle 42 Studenten kopiert – so wo ist der Zettel? – Schweigende Gesichter kuckten mich an! – Nocheinmal: Entschuldigung – hat jemand von euch 2 Zettel? – Ah – ploetzlich meldet sich zoegerlich ein Student und haelt mir den Zettel hin. – Ich: Sorry, aber ich brauche ihn nicht, gib ihm doch bitte deinem Nachbar! … – Gute 10 Minuten spaeter, das gleiche Spiel nochmal , dismal hatten 3 Studenten kein Blatt und die sassen dann auch noch 2 Reihen weiter. Diesmal sagte ich dem jungen Herren, ob es machbar waere, vielleicht aufzustehen und seinen Kollegen die Blaetter zu geben – damit war er jedoch ueberfordert und ich ging und verteilte die Zettel selber! – Wow, wie kompliziert!
Aber das war ja nur die Anfangsstory. Die naechste fand letzte Woche statt. Jeden Donnerstag gehen wir abends in die Messe nach Ilemele zu den Franciscans, zu unserem italienischen Father Oscar!Hier arbeiten auch vier kenianische Schwestern, die gelegentlich mitkommen. Als wir so mit dem Auto zu den Padres fuhren, sahen wir Sr.Christine durch das Gebuesch entlanglaufen (kurz vor dem Ziel natuerlich) und Sr. Denise fragte, warum sie nichts gesagt habe. Daraufhin meinte Christine, sie habe ihrer Mitschwestern, die hier im Center arbeitet, eine SMS geschrieben, sie solle Sr. Denise bitte ausrichten, dass sie mit in die Kirche gehe, woraufhin die freundliche Mitschwester antwortete, sie solle Sr. Denise selber anrufen. Nur hatte Christine dann leider kein Geld mehr auf dem Handy und ist zu Fuss gelaufen. Das witzige war dann schon, dass die andere Schwester wirklich hier im Buero bei Sr. Denise sass und sich mit ihr unterhalten hat… Und nun das Highlight, das letzten Sonntag stattfand: Sr. Denise hatte die tolle Idee, mit den Girls aus dem Hostel und den Boarding-Schuelern einen Ausflug zum Dancing-Stone nach Bwiru zu machen. Magdalena eine ehem. Schuelerin wusste angeblich den Weg und erklaerte sich bereit, uns zu fuehren. So trafen wir uns am Bwiru-Corner und Sr. Denise fuhr noch mit dem Auto bis zum Ende der Strasse, wo wir dann mit ca. 50 Leuten starteten. Masele, der junge Mann mit Polio kam auch mit seinen Kruecken mit und natuerlich dauerte es mit ihm ein wenig laenger. Kurze Zeit spaeter war die Gruppe schon sehr weit auseinandergerissen und Felix, Jonas ( 2 Volunteers aus Wuerzburg), Veronika ( Volunteer aus Wien), ein paar Jungs und ich bildeten mit Masele das absolute Schlusslicht. Zwischenzeitlich ging es durch ewig Gestruepp, aber Masele kaempfte sich echt tapfer hindurch und wir machten immer wieder kleine Foto-und Trink-Pausen. Inzwischen hatten wir die Anfangsgruppe schon komplett verloren und trafen irgendwann kurz vor einem steinigen Anstieg Sr. Denise mit einer weiteren Kleingruppe. Ab da konnte Masele nicht mehr mit, da es steil felsig hochging und wir uns letztendlich an einem Zaun entlanghangelten (auch da gibt es witzige Fotos von Sr. Denise und mir!) quer durch Buesche und Felsen! Immer wieder fragten wir einige Anwohner, ob eine Gruppe mit mehreren Leuten vorbei kam und wo den unser “Dancing Stone” sei? Um das ganze nun auch abzukuerzen, erreichten wir nach gut 1,5 Stunden wieder das geparkte Auto, den Dancing Stone haben wir nicht gesehen, da wir von Anfang an links statt rechts haetten laufen sollen, die Gruppe, abgesehen von 15 Restleuten war inclusive Magdalena verschwunden und wir mussten den Weg wieder zurueck, um Masele abzuholen – inzwischen hat uebrigens ein gutes Gewitter angefangen!
è Das war unser toller sonntaeglicher Gruppenausflug!
Wenn ich ehrlich bin, weiss ich bis jetzt nicht, welche Gedanken in Magdalena vorgingen, warum sie sich ausgab, den Weg zu kennen, warum sie mit den anderen einfach davonlief, warum sie zum Schluss nicht gewartet hat bzw. warum sie zwischenzeitlich nie auf uns gewartet hat, warum sie bestaetigte, der Weg sei fuer Masele kein Problem zu gehen etc.
Und um auf die anderen beiden Situationen zu kommen: Warum kann ich nicht die Information fuer eine Mitschwester weitergeben? Warum kann ich nicht aufstehen und einem Kollegen ein Papier geben? – Ja, Fragen ueber Fragen, vielleicht denke ich auch zu kompliziert – aber ich glaube unsere Denkweisen sind einfach wirklich sehr unterschiedlich… Aber nun mache ich mir darueber keine weiteren Gedanken, da mein netter Kollege gerade unterrichten ist, und ich nun die Dagaa-Frau bezahlen muss!
Einen wunderschoenen Donnerstag und bewoelkte Gruesse aus Mwanza Steffie